Vor einigen Jahren schnappte ich das Wort „Mieterwürstel“ auf. Bis dahin hatte ich mir nicht viele Gedanken darüber gemacht, ob jemand „nur“ zur Miete wohnt oder seinen Wohnraum gekauft hat. Ist doch eigentlich egal. Auf das Verhalten der Mitmenschen kommt es an, nicht auf die Vertragsform.
Mir sind bis heute auch nur wenige Leute untergekommen, die sich selbst als Würstel bezeichnen. Genau genommen meinte der Nachbar ja auch, dass er KEIN Mieterwürstel sei, aber just in dem Augenblick, in dem er dies sagte, passierte es:
POFF! Und er war da: Der kleine rosa Elefant im roten Tütü, der auf dem Einrad mit den viel zu kleinen glitzernden Ballerinaschuhen, trötend seine Runden in Nachbarsgarten dreht.
Sehen Sie ihn auch vor sich?
Dann wenden sie jetzt bloß nicht den Kopf, um vielleicht auch noch das Würstchen anzustarren, das am Zaun lehnt mit Hut und weißem Vollbart, eine Gitarre lässig am Rücken hängend. Der ewige Möchtegernjugendliche, der seinen Senf überall dazu gibt, weil seine Meinung wichtiger ist als die der anderen Würstchen Menschen.
Nein, nicht hinsehen! Das wäre peinlich, wenn wir ihn alle anstarren. Obwohl, Aufmerksamkeit liebt er ja, der Kleinstadtprominente.
Ein NEIN akzeptieren wir Menschen nicht so schnell. Kleinen Kindern macht es manchmal sogar Spaß, genau das zu tun, was die Eltern mit ihrem strengen Nein-Geschrei verhindern wollen. Auch einige Erwachsene scheinen die Bedeutung des Wortes nie gelernt zu haben.
Und unser Gehirn kann damit auch wenig anfangen. Ein NEIN – wie soll das aussehen? Wir denken gerne in Bildern. Von den Verneinungen bleibt dann nur das übrig, was nicht sein soll oder darf.
Tja, und so wurde aus dem selbst ernannten Künstlerpromi von nebenan für mich das „Mieterwürstchen“, wann immer ich an ihn denke.
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