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Wertvolle Erinnerungen?

In einem halben Jahrhundert tut sich viel. In einem einzigen Leben auch?

„Ich habe mir überlegt, dass es Zeit wird, meine Memoiren zu schreiben.“ Dieser Satz aus meinem Mund macht meine Co-Autoren erst einmal sprachlos – was angesichts Löwis Vorliebe für die Plapperei ungewöhnlich ist. Und dann kommen endlich Reaktionen, allerdings nicht unbedingt die, welche ich erhoffte.

„Memoiren wie in Memory – aus Cats?“ fragt Leo verwundert und fängt leise an die bekannteste Melodie des Musicals zu summen. Er trifft die Töne erstaunlich gut und Löwi und ich lauschen seiner lieblichen Darbietung des wehmütigen Klageliedes einer alten Katze tief berührt.

Nach einem Moment der Stille, räuspert sich Löwi und meint – für mich völlig unerwartet: „Aber in Memory ist Z unschlagbar. Das solltest du wirklich der jüngeren Generation überlassen, die haben ein viel besseres Gedächtnis als du. Das Spiel kannst du nur verlieren!“

Hier sind Richtigstellungen notwendig.

„Ich rede ja gar nicht vom Singen oder von Kartenspielen. Ich meine Memoiren wie in Autobiographie. Lebenserinnerungen!“ bemühe ich mich zu erklären, worum es mir geht.

Löwis Augen weiten sich und er prustet los: „Was gibt es denn in deinem Leben, woran du dich gerne erinnern willst!“

Und Leo fügt leise hinzu: „Und was wir hören wollen“ Er kichert verstohlen.

Ich möchte schon erzürnt antworten, da wird mir bewusst, dass ich diesen Fragen so einfach gar nichts entgegenhalten kann. Oh Schreck! Was ist es, worauf ich stolz bin? Was würde ich gerne noch einmal erleben? Was habe ich in meinem Leben geschafft oder geschaffen?

Ehe mich die existenziellen Zweifel übermannen und stimmungsmäßig in die Tiefe ziehen, stammle ich noch verzweifelt: „Aber es haben schon viel jüngere Berühmtheiten ihre Memoiren veröffentlicht …“

Da legt mir Leo sanft seine Pfote auf die Schulter: „Wir machen uns ja auch keine Sorgen darum, dass du zu jung bist. Ganz im Gegenteil, du solltest schleunigst anfangen. Dir läuft noch die Zeit davon!“

Und Löwi fügt wissend hinzu: „Aber genau genommen, ist es eh egal, wenn sie unvollendet bleiben, deine Erinnerungen. Wenn du nicht noch berühmt wirst, interessiert sich sowieso niemand dafür.“

Und mit diesen tröstlichen Worten verlassen mich die zwei Kuschelraubtiere und gehen fröhlich an ihr Tagewerk.

Mir aber klingen die Worte von Grizabella im Ohr:

„It’s so easy to leave me
All alone with the memory
Of my days in the sun…“

—***—

Zumindest eine Erinnerung, die ich gerne bewahre, ist jene an die letzte Vorstellung von Cats im Ronacher im Wien.

Hier eine berühmte britische Version von Memory: KLICK

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