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abc-Etüden: Schule des Lebens

3 Worte – für eine fremde Welt. Oder kennen wir das?

Die drei Worte für die Christianes abc-Etüden kommen diesmal von Werner Kasten (und seinem Blog Mit Worten Gedanken horten):

Unterwürfigkeit
verschuldet
verjubeln

—***—

Schule des Lebens

Regel Nummer 1 lautete: Unterwürfigkeit erzwingen.

Sie nickte, faltete den Zettel und ließ ihn in der Tasche verschwinden. Ein Eintritt mit Eindruck war nun gefragt. Sie straffte die Schultern, Nase nach oben, das Kinn folgte. Nur Achtung, dass der Hut nicht herabfiel, wenn sie das Haupt so erhoben hielt. Das perfekte Mittelmaß an Arroganz, Eleganz und Geschick war zu erreichen. Für sie kein Problem – zu lange hatte sie auf diesen Moment gewartet.

Rumms, die Tür fiel hinter ins Schloss und die augenblicklich verstummenden Schüler drehten sich aufgeschreckt zu ihr um. Noch ehe der letzte auf seinen Sitzplatz gehuscht war, donnerte ihre Stimme schon durch den Raum: „Welches verabscheuungswürdige Subjekt hat diese Unordnung hier verschuldet?!“

Schon Minuten später wusste sie, welche dieser lachhaften Anfänger sie sich für den Rest des Semesters herauspicken würde, um ihre Macht besonders eindrücklich zu demonstrieren.

Pädagogik, das Führen und Anleiten der Jugend war ein Konzept das vielleicht für die Gattung Mensch bedingt erfolgreich war, in letzter Zeit aber immer schlechtere Ergebnisse lieferte wie ihr schien. In der Welt der Zauberer unterwarfen. knechteten und verachteten die Erwachsenen die Jugend schon seit Jahrtausenden erfolgreich.

Lernen durch Bestrafung, Drohung und vor allem Zwang (meist begleitet von Erniedrigung).

Auf diese Weise stellten die Alten sicher, dass der Heranwachsende es kaum erwarten konnte, sich selbst grausam auf Kosten der nachrückenden Generation auszutoben, hatten er nur erst das entsprechende Alter erreicht.

Die einzige Möglichkeit den Schikanen zu entkommen, war eine teuer erkaufte. Aber die Alten genierten sich noch nicht einmal dafür, das erpresste Vermögen vor den Augen aller zu verjubeln.

Ein ewiges Rad, das wie geschmiert lief. Das unerschütterliche Fundament der magischen Gesellschaft, die der Menschheit noch immer einen kleinen Schritt voraus war – oder nicht?

Antworten auf „abc-Etüden: Schule des Lebens”.

  1. Christiane

    Pfui, böse Hexe! Schwarze Pädagogik! Was für ein Albtraum!
    Ich möchte doch zu gern glauben, dass die magische Welt wirklich klüger ist als unsere – und in die andere Richtung steuert. Seufz.
    Danke dir für die Etüde! 😉👍
    Morgenkaffeegrüße ☁️🌧️💻☕🍪

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  2. gkazakou

    Toller Einfall, diese schwarze Pädagogik in eine andere böse Welt zu verschieben, so dass man ihre Wirkung quasi im Reagenzglas beobachten kann: wie erzeugt man durch Unterwerfungsrituale Menschen, die danach lechzen, andere zu quälen… und so immerfort bis in alle Ewigkeit, während sich ein Teil freikauft und die Herrschenden das erpresste Geld vor allen Augen verprassen. Nun kann man sich getrost dem „oder nicht?“ zuwenden. Denn sooo schlimm ist es mit der heutigen Erziehung nicht bestellt.

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    1. m.mama

      Ja, ein bisschen Luft ist noch da, hoffe ich 🙂 Vor allem Pädagogen kenne ich doch einige sehr engagierte. Da sind es oft genug die Rahmenbedingungen, die nicht stimmen. Aber der Kreislauf des Hasses scheint sich leider an ganz vielen Orten immer weiter und schneller zu drehen.

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      1. gkazakou

        Ich schau mal in die optimistische Richtung : es gibt noch sehr viel Luft nach oben – Richtung humaner, Liebe und Kooperation fördernder Erziehungspraxis.

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  3. Werner Kastens

    Ich glaube, wir dürfen einfach nicht vergessen, WER die Schulen unterhält und WER damit verbunden Lernziele vorgeben kann. Und das wurde bis vor gar nicht langer Zeit kräftig ausgenutzt, um einen treuen, loyalen Bürger zu erZIEHEN. Mittlerweile hat die Wirtschaft mit ihren Forderungen nach arbeitsfreundlicher Vorbereitung de Schüler wohl mehr zu sagen. Und weiterhin bleibt in gewissen Massen bedenklich, dass keine absolute Freiheit gewährt wird, seine Wünsche und Talente ein wenig mehr selbstbestimmt zu verwirklichen.

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    1. m.mama

      Oh ja, die Wünsche der Wirtschaft, die durch die Hintertür der Politik dann eingebracht werden in den Lehrplan *grrrr* Aber an meinen Kindern kann ich auch gut beobachten wie sehr nur die Sympathien zu Lehrern und die Interessen der Freunde die eigene Neugier auf Fachgebiete wecken können oder (für immer?) verschließen.

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      1. Werner Kastens

        Ja, ich denke, dass Freunde schon viel Einfluss haben, in alle Richtungen. Wenn ich mich zurück erinnere, dann bin ich damals nur von der sog. Mittelschule (heute Realschule) auf die Oberschule (,Gymnasium) gewechselt, weil mein bester Freund das vorhatte. Also sind wir in den damals vorgeschriebenen Probeunterricht aufs Gymmi gegangen und durften dann wechseln.

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  4. Olpo Olponator

    Ein Abbild 1:1, wie unsere Zivilgesellschaft funktioniert, auf Fakten reduziert – dem ist nichts hinzuzufügen.
    Außer vielleicht, daß manche glauben, sie haben tatsächliche Freiräume – Einbildung ist auch eine Art Bildung, sagt man … 😉

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