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abc-Etüde: Geteiltes Leid ist doppelte Freud?

Fantastisch ist ein Wort, das großartig oder seltsam bedeuten kann

Dieser Beitrag zu den abc-Etüden mit den Worten der Querfühlerin – Geist, herb, unterstellen – entspringt zum einen der Erinnerung an eine Zeit, als ich mir das Knie an der Tischkante stieß, weil ich beim wütenden Aufstampfen zu weit ausgeholt hatte, zum anderen der Beobachtung, dass manche Dinge unvergänglich sind, wahrhaftig von Generation zu Generation weiterleben. 

—***—

Geteiltes Leid ist doppelte Freud?

Wir alle glauben die Geschichte vom Rumpelstilzchen zu kennen. Wie es vor Wut so fest aufstampfte, dass es mit dem rechten Fuß in der Erde stecken blieb, seinen linken Fuß packte und sich selbst entzweiriss – das Ende.

Oder vielleicht nicht?

Nachdem sich die Umstehenden angewidert abgewendet hatten und ihren vermeintlichen Sieg über unmenschliche Gier und herben Jähzorn feiern gingen, rührte sich etwas an der Stelle, wo das zweigeteilte Männlein lag. Sein Geist schwebte in der Luft und besah sich das Schlamassel. Doch wer aus Stroh Gold spinnen kann, der schafft es auch, aus eins zwei zu machen. Schon nach ein paar Augenblicken standen zwei Rumpelstilzchen da!

Erst wackelten sie noch ein wenig auf ihren nachgewachsenen Beinen und besahen staunend sich selbst und dann dümmlich grinsend den anderen, aber schon bald klang ein boshaftes Lachen durch das Schloss. Hätte irgendjemand darauf geachtet, so hätte er die Schatten der zwei auferstandenen Giftzwerge davonspringen gesehen.

War das nun das Ende der Geschichte?

Mitnichten!

Die Floskel „und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“ ist nicht nur eine tautologische Formel, sondern die reine Wahrheit. Wer nicht gestorben ist, der lebt noch. Wir haben nie wieder etwas von den Rumpelstilzchen gehört. Somit dürfen wir getrost unterstellen, dass sie noch unter uns sind!

Erst neulich war eines bei mir zu Hause.

Das glauben Sie mir nicht?

Nun, direkt gesehen habe ich es nicht, denn Märchengestalten sind mit freiem Auge schwer zu erspähen, aber ich hörte es: Es trampelte so laut, dass ich nachschauen ging, was los war. Und was fand ich vor?

Ein kleines Mädchen mit einer Spielekonsole in der Hand. Es hatte vor Wut, dass es in einem Level „feststeckte“ wiederholt auf den Boden gestampft. Danach war der Geist des Rumpelstilzchens schnell weitergeflogen. Jähzornige warten überall ungeduldig auf seinen Beistand.

Antworten auf „abc-Etüde: Geteiltes Leid ist doppelte Freud?”.

  1. Christiane

    Ha! Das kenne ich von (sogenannten) Erwachsenen aber auch! Okay, das mit dem Aufstampfen reduziert sich, wenn die beteiligten Knochen älter werden, aber der verbissene Geist, der „es“ unbedingt zwingen möchte, den kriegst du auch mit 80 noch nicht tot! 😉 Wenn innere Kinder überhaupt so alt werden …

    Danke dir für die Etüde!

    Grinsende Nachmittagskaffeegrüße! 😀

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  2. puzzleblume

    Nach deiner Rechnung könnte es mittlerweile eine Menge halber und somit sich verdoppelnder Rumpelstilzchen geben. Kein Wunder, dass man immer mal eines antrifft.

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  3. Grinsekatz

    Danke für meine Heiterkeit 🙂
    Genau so war das!

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