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Verschlusssache

Die Kugelform erscheint vollkommen – kein Anfang, kein Ende, aber auch kein Zugang zum Inneren

Ich liebe Mohnblumen – ihr Rot in einer wilden Wiese ist wie der Tupfen Freude und Schönheit den die Natur uns schenkt. Die Mohnkapseln haben ihren eigenen optischen und akustischen Reiz. Bei Myriade sind sie gerade einer der Schreibimpulse (Bild 3), den ich diesmal aufgegriffen habe:

—***—

Schüchternheit ist keine Zier, denn weiter kommst nur ohne ihr“ oder so ähnlich müsste es eigentlich heißen.

Man muss nicht immer alles in die Welt hinausposaunen, was einem durch den Kopf geht, aber ständig hinter dem Berg zu halten und ein Mauerblümchendasein zu führen ist auch nicht gut.

Es bremst die eigene Entwicklung, macht unzufrieden und veranlasst noch mehr zum Rückzug.

Auch die Mitmenschen tun sich oft schwer, wenn jemand sehr schüchtern und verschlossen ist. Steigt der andere nicht auf Gesprächsaufforderungen ein, bleibt bestenfalls einsilbig, hält sich bei Gruppenarbeiten nur im Hintergrund auf und schweigt auch beharrlich beim gemeinsamen Mittagessen, dann muss man irgendwann akzeptieren, dass die eigenen Versuche Kontakt herzustellen nicht fruchten und lässt es bald frustriert, vielleicht sogar verärgert bleiben.

Natürlich gibt es dann noch die Dampfwalzen, die ohnedies über andere drüberfahren.

Jene, die es von sich aus schon vermeiden im Weg zu stehen oder überhaupt gesehen zu werden, nimmt der Rüpel auf seinem Weg zu seinem Ziel noch nicht einmal wahr. Weniger als ein Bremshügel für ihn, gerade mal ein kurzer „Hops“ und schon ist alles platt gemacht.

Die einen sind es gewohnt ohne Zensur alles durch- und rauszulassen, was ihnen gerade in den Sinn kommt und verschwenden danach auch keinen Gedanken daran, wie das bei anderen ankommt oder was diese deshalb über sie denken. Das ist manchmal mutig und meistens sehr direkt, aber gelegentlich des Guten (und Schlechten) zu viel. Ist aber nicht immer nur die Schuld des Senders, was der Empfänger versteht.

Die anderen wagen es kaum auszusprechen was sie denken, sofern sie sich auf die Schnelle überhaupt eine Meinung bilden können, ohne zuvor alles durchanalysiert zu haben. Vor dem Sprechen kommt das Simulieren – mögliche Szenarien die sich aus der Wirkung des Gesagten ergeben könnten. Feilen an Formulierungen bis alle anderen ohnedies schon bei einem anderen Thema sind. Zu langsam für eine Beteiligung am laufenden Gespräch. So wird das Anschlussbekommen an eine Gruppe zur unüberwindbaren Hürde.

Der Schüchterne bleibt verschlossen und einsam inmitten der anderen. Anders als beim Mohn passiert die Abkapselung jedoch nicht nach der Blütezeit als Zeichen der Reife und Vollendung, sondern davor – als Hindernis auf dem Weg zur Entfaltung des eignen Ichs.

Eigene Gedanken als Verschlusssache zu behandeln führt schnell zum Ausschluss aus der Gemeinschaft

Antworten auf „Verschlusssache”.

  1. Myriade

    Gar nicht so einfach, die richtige Balance zu finden zwischen Offenheit und Zurückhaltung. Diesbezüglich wäre der Mohn ein wirklich gutes Vorbild, erst Blüte, dann Verkapselung, dann Samen. Nachdem Menschen aber nun einmal keine Blumen sind … Danke für den nachdenklichen Beitrag !

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  2. Zwischenstand Impulswerkstatt – MYRIADE – La parole a été donnée à l´homme pour cacher sa pensée

    […] 62. M.mamas Mohnverschlusssache 25.5 […]

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