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pädagogisch wertvolle Erziehung – der Weg

Lebenslanges Lernen; man starte im Säuglingsalter ;)

Pädagogen war einst die griechische Bezeichnung für den Knabenführer, also den Sklaven, welcher den Schüler zum Lehrer brachte. Der war der daskalos oder didaskalos. didasko ist lehren.

Der Lehrer ging also didaktisch vor, der Wegbegleiter pädagogisch.

Begrifflich wurde aus dem Wegführer, Leiter dann der Lehrer und Erzieher der Kinder. Vielleicht weil er die unwillige Jugend zum Unterricht zerren und ziehen musste oder weil man bemüht war, den Geist der Kinder zur Blüte zu bringen, zu ziehen wie eine Pflanze.

Der Begriff „pädagogisch wertvoll“ hat meiner Meinung nach gelitten, weil heutzutage für manche Eltern alles pädagogisch wertvoll sein muss – weniger zum Nutzen der Kinder, sondern mehr als Merkmal, um sich von anderen Gesellschaftsschichten abzuheben.

Meine Deutschprofessorin erzählte uns auf einem Maturatreffen, dass sie am Elternabend ihrer ersten Klasse (5. Schulstufe) von besorgten Müttern bedrängt wurde, pädagogisch wertvolle Lektüre für die Kinder zu nennen.

Ihre Reaktion darauf mag dann einige Verwunderung ausgelöst haben: „Ach wissen Sie“ meinte sie mit im Schoß gefalteten Händen und 30-jähriger Erfahrung als Lehrerin. „Eigentlich ist es doch ganz egal, was die Kinder lesen. Comics sind auch in Ordnung. Hauptsache sie lesen.“

Bei uns war es Lucky Luke. Nicht gerade politisch korrekte Geschichten und Personendarstellungen, aber meine Tochter hat die Abenteuer geradezu verschlungen – 40 Stück aus 2 Jahrzehnten und seither liest sie alles, was ihr unterkommt.

Aber ein kleines bisschen haben wir Eltern vielleicht auch dazu beigetragen durch unsere frühen, regelmäßigen Besuche in der Bücherei und die vielen, viiieeelen, viiiiiiiiiieeeelen Kinderbücher, die wir vorgelesen haben.

In diesem Sinne: Ein pädagogisch wertvoller Weg kann auch von naseweisen Connis und berüchtigten Daltons gepflastert sein.

Antworten auf „pädagogisch wertvolle Erziehung – der Weg”.

  1. puzzleblume

    Die Deutschprofessorin ist nach meinem Herzen. Realistisch, pragmatisch und humorvoll. Und dann müsste man noch dazu sagen, dass die Eltern ihren Kindern auch Zeit zum Lesen lassen müssen, und sie ausserhalb der Schulzeit des Tages nicht ständig mit konkurrierenden ebenfalls sinnvollen Aktivitäten davon abhalten, zuhause auf die Idee zu kommen, die freie Zeit aus eigener Entscheidung mit Lesen zu füllen.

    Meine Kinder haben aus meinen Comic-Beständen auch alles gelesen. Die können sowieso gut unterscheiden, was übertrieben ist und was ernstzunehmende, gar politische Botschaft. Sie haben Lucky Luke und UmpaPah gelesen ohne indigene Völker minderzuachten und Asterix, ohne Römer verhauen zu wollen, Garfield, MickyMaus, die Wilde Hilde, Hägar – ohja, Hägar könnte auch ganz pädagogisch schlimm sein. Sex, Gewalt und Rocknroll auf jedem Wikingerraubzug nach Paris, und dann noch keinen Brokkoli essen! Das werden die Touristen von morgen. Womöglich.

    Das beste Beispiel habe ich allerdinge jetzt gerade aus dem TV: Sponge Bob. Was habe ich den zuerst furchtbar gefunden! Biologisch und ernährungspädagogisch sind das alles falsche Botschafte, Ananashaus, Schneckenhaustier, Burgerbraten, Kapitalismus … Aber in keiner Kinderserie sonst fand ich je so viele gute und nachhaltig hängenbleibende Botschaften über Freundschaft, Optimismus, ja sogar die Einstellung zur Arbeit und Improvisationsgeist beim Spielen.

    Pädagogisch wertvoll im Sinne der Werteerziehung und des kritischen Geistes wird alles, worüber man mit seinen Kindern zugleich lachen und auch ernsthaft erklärend sprechen kann, würde ich jetzt mal so sagen.

    Aber manche in eigener, ausserfamiliärer Sache getriebenen Eltern glauben ja, man kaufe eine Lektüre, übergebe sie den Kindern wie man eine Katze füttert und wende sich dann wieder den eigenen Angelegenheiten zu, die Bildung läuft dann von allein.
    Dabei ist das Eltern-Angelegenheit, das Kind mit Aufmerksamkeit und Bereitschaft zur Ansprechbarkeit zu begleiten, egal in welcher Sache.

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    1. m.mama

      Sehr gut beschrieben! Wir nehmen uns an Wochentagen abends noch immer oft ca. eine Stunde Zeit (solange unser Hamster seinen Zimmerauslauf hat 😉), um gemeinsam zu lesen – entweder liest einer etwas vor, oder jeder liest für sich etwas, aber man kann Abenteuer besprechen, die man gerade lesend erlebt oder einfach Dinge besprechen, die einen im Text auffallen/besonders beschäftigen etc. Ich mag das sehr und die Kinder schätzen es offenbar auch. Ich selbst durfte als Kind keine Comics lesen, da mein Vater sehr viel Wert auf Sprache legte 😅 und habe sie dann im Erwachsenenalter verschlungen: Garfield, Calvin and Hobbes, Donald Duck, Dilbert und Baby Blues. Mit Maß und Ziel und gemeinsam geht vieles einfach besser.

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      1. puzzleblume

        Die Hamsterstunde – das ist schön! Man könnte konzeptionell direkt eine Produktion fürs Kinder-TV so nennen und praktizieren.

        Mein Vater war Deutschlehrer und las zum Einschlafen Western-Heftchen. 🤣

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