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abc-Etüden: Alles richtig gemacht?

abc-Etüden – meine 2. heuer. Da sitzt man nichtsahnend und Zeitung lesend beim Frühstückstisch und plötzlich fängt eine Geschichte an im Kopf zu wuchern und zu blubbern. Wie ein Sumpf zog sie mich hinein und musste unbedingt raus.

Ich kann es mir auch nicht so genau erklären, aber die Lektüre der österreichischen Tageszeitungen (in den letzten 10 Jahren oder so) hat mich spontan zu einem weiteren Beitrag für die abc-Etüden von Christiane inspiriert.

An dieser Stelle einmal vorsichtshalber ein disclaimer:

Die Personen und die Handlung der nachfolgenden Geschichte sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder realen Personen, die darin wiedererkannt werden, hat sich jeder selbst zuzuschreiben.

So und jetzt geht es los: Krisenmodus, faul und empfehlen ist gesucht.

—————-***—————-

„Etwas ist faul hier!“ Das konnte er meilenweit gegen den Wind riechen. Mit angewidertem Gesicht schlug er den schweren Aktenordner zu und versuchte mit der linken Hand Platz zu schaffen für das 700 Seiten Monster in dem Chaos auf seinem Schreibtisch.

Er erstarrte und hob langsam seine Hand vor die eigenen Augen. Eine klebrige orange-grüne Masse tropfte von seinen Fingern auf den Haufen ausgedruckter Mails und Briefe, unter dem der halbgegessene Pfirsich von letzter Woche also wieder aufgetaucht war.

Etwas war tatsächlich faul hier.

„Uuähhh!“ seufzte er und versuchte sich die Finger an einem Papiertaschentuch abzuwischen. Das machte die Sache allerdings nur schlimmer.

Auf der Toilette beim Händewaschen traf er M.

„Oh, Krisenmodus?“ fragte der in seiner typisch mütterlich besorgten, viel zu empathischen Art und schaute ihm die paar Sekunden zu lange ins Gesicht, was die Sache so richtig unangenehm machte.

M blieb keine noch so schwache Empfindung eines Mitmenschen verborgen.

„Nein, nein, alles bestens“ log er entsetzlich durchschaubar und beeilte sich, an seinen Arbeitsplatz zurückzukehren.

Noch war er nicht im Krisenmodus angekommen, aber die Sache hatte ihn gepackt. Er war sich sicher, dass er am Ende des Tages beweisen können würde, dass hier gegen Gesetze verstoßen worden war – big time!

Viele Wochen später.

Zu dem 700 Seiten Monster hatte sich ein zweiter, noch dickerer Ordner gesellt. Das Ergebnis seiner Ermittlungen.

Alle waren sie involviert – die kleinen Bürgermeister am Land bis hinauf zum Bundeskanzler und seinen best buddies.

Ah, das würde ein mediales Gemetzel werden, aber noch besser: Endlich würde einer der Sümpfe in diesem Land trockengelegt werden!

„Ich würde Ihnen empfehlen, einmal ein paar Nächte darüber zu schlafen, bevor Sie solche Behauptungen aufstellen, junger Freund! Die Unterlagen können Sie bei mir lassen.“

Die Worte seines Vorgesetzten hallten lange nach in seinem Kopf.

Er war mitten in den Sumpf hineingeraten.

Antworten auf „abc-Etüden: Alles richtig gemacht?”.

  1. Christiane

    Oh, oh! Ich hoffe, er überlebt den Sumpf … aber wie? Was jetzt passiert, wäre richtig spannend. Gerät er auf ein Abstellgleis? Wird er befördert und damit gekauft? Verunfallt er tragisch?
    Sehr gut geschrieben, sehr gern gelesen! Ich habe übrigens tatsächlich keine Ahnung, worauf du konkret anspielst.
    Danke für die Etüde!
    Morgenkaffeegrüße ☁️🌧️🛋️☕🍪

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  2. Myriade

    Derjenige, der die Unterlagen behält, kann je dann den Untersuchungsausschuss leiten. Eine von vielen Möglichkeiten

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    1. m.mama

      Das wäre wohl eine optimistische Variante 😉

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      1. Myriade

        Nein, es war gar nicht optimistisch gemeint. Der zukünftige Ausschussvorsitzende ist an der Affäre natürlich beteiligt. Ich dachte dabei an unseren zweiten Mann im Staat…. Na du weißt schon

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      2. m.mama

        Ui, ja – das ist wahr gewordener worst case

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  3. puzzleblume

    Jemandem eine Entscheidungsmöglichkeit als Weggabelung hinzu stellen, wo er vorher noch eine klare Richtung sah, ist wirklich eine hinterlistig wirksame Massnahme. Hut ab für diesen Gedankengang!

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  4. Werner Kastens

    Klassisch ausgekontert von den Chefs. Und wenn er jetzt einen Unfall hat, was dann?

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    1. m.mama

      Ja, der Sumpf schluckt alles: Chefs, Folder … 😉

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  5. Schreibeinladung für die Textwochen 06*07*08*09**24 | Wortspende von Werner Kastens | Irgendwas ist immer

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