L wie …

Er stand vor der Brücke und staunte. Der Weg, der hinter ihm lag, war lang und zuletzt sehr beschwerlich gewesen.

Es hatte viel Kraft gekostet bis hierher zu gelangen, aber er war noch nicht am Ziel. Nicht ganz.

Auch von hier ging es doch nur weiter vorwärts – so wie immer im Leben. Kein Zurück, kein dauerndes Verweilen.

Die Schwäche in seinen Beinen, die große Müdigkeit lasteten schwer auf ihm. Doch die letzten Schritte waren noch zu tun.

Nur eine kleine Pause wollte er sich gönnen. Er schloss kurz die Augen. Ein Leben in Zeitraffer, vom Baby zum Greis.

Er hatte nie gelacht, aber oft genossen, er hatte seine Freude nie laut gezeigt – nur in ihm drinnen war es dann warm und ruhig geworden und er hätte gerne gesagt: So soll es bleiben. Wer ihm in diesen Momenten ganz nah war, spürte das zarte Zittern seiner Zufriedenheit.

Die Zeit war gekommen das nächste Kapitel aufzuschlagen.

Er drehte sich nicht mehr um, um zurückzuschauen auf das, was er zurücklassen würde. Zu jenen, die ihn bis hierher begleitet hatten. Die Brücke war nur für ihn da.

Bedächtig setzte er eine Pfote vor die andere. Ihm wurde leichter ums alte Herz. Mit jedem Schritt schwanden die körperlichen Beschwerden etwas mehr, die ihn langsam und unsicher hatten werden lassen.

Je weiter er ging, desto ruhiger fühlte er sich. Erleichterung. Erlösung.

Kraft kehrte in den ausgemergelten Körper zurück. Er lief immer schneller.

Ein müder, alter, kranker Kater hatte die Regenbogenbrücke betreten und entschwand Schritt für Schritt den Blicken der Welt.

Ein junger, starker Geist sprang die letzten Meter hinüber und lief geschmeidig auf die andere Seite.

Er war endlich angekommen.

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Nach 22 Jahren mussten wir dich gehen lassen, geliebter Kater. Wir vermissen dich sehr.

In unseren Herzen lebst du weiter – als ernsthafter, treuer Freund, der du immer warst.